Meine letzten Stunden verbringe ich gerade auf dem Changi International Airport. Um 9 Uhr musste ich die Kabine räumen, hätte aber eigentlich noch auf dem Schiff bleiben können. Das Gewusel der Neuankömmlinge und der aufbrechenden Gäste war mir dann aber doch etwas zu hektisch. Der Flughafen hier in Singapur ist einer der schönsten die ich kenne, also bin ich direkt her gefahren und verbringe die restlichen Stunden einfach hier.
Das war sie also, meine zweite Kreuzfahrt. Welches Resümee würde ich ziehen? Noch ist die ganze Urlaubserfahrung relativ frisch, bin ja noch nicht mal zuhause, aber für mich persönlich war es ein toller Urlaub. Im Grunde eine Luxus Variante einer Camping Reise. Das Hotel legt alle paar Tage oder sogar teilweise jeden Tag in einem neuen Land oder Stadt an und man kann alles in Ruhe auf sich wirken lassen, ohne schon die Reiseplanung zur nächsten Lokation im Hinterkopf haben zu müssen.
Süchtig oder geheilt?
Würde ich nochmal eine Kreuzfahrt machen? Ich würde sagen, ja. Wenngleich ich sicher nicht zu den Kreuzfahrt Süchtigen gehöre, die von jetzt an keine anderen Urlaube mehr machen. Der Grund für mich diese Kreuzfahrt zu machen war die Route und die Reiseziele und nicht das Schiff. Unter der Berücksichtigung, dass ich möglichst viel sehen und erleben möchte, hatte ich die Möglichkeit einer individuellen Rundreise oder als Alternative diese Kreuzfahrt. Der Bequemlichkeit geschuldet, habe ich mich für die Kreuzfahrt entschieden und denke dass es die richtige Wahl für mich war. Eine individuelle Rundreise, wie sie viele Backpacker machen, wäre nichts für mich gewesen. Den Luxus des mitreisenden 4 Sterne Hotels habe ich sehr genossen.
Prinzipiell habe ich mich aber auf das Theme Kreuzfahrt nur sehr bedingt eingelassen, muss ich zugeben. Zwei Gründe, ich bin alleine gereist und ich wollte auch meinen Urlaub so verbringen, ohne mich auf den ganzen Troubel an Bord einzulassen. Einfach bewusst für mich alleine Urlaub zu machen, die Seele baumeln lassen, abschalten und die Zeit genießen, das war es was ich wollte. Deshalb habe ich von den ganzen, typischen Events und sonstigen Bespaßungen an Bord auch möglichst großen Abstand gehalten. Die meiste Zeit habe ich auf meinem Balkon in der Hängematte verbracht und war damit auch sehr zufrieden.
Zum anderen Standen für mich die Reiseziele im Vordergrund und das Schiff war nur ein Vehikel um mich dorthin zu bringen. Für viele der Kreuzfahrt süchtigen sind die Reiseziele eigentlich unwichtig und mehr als genug verlassen das Schiff in der Reisezeit wenn überhaupt nur für eine kurze Rundfahrt mit dem Bus.
Innenkabine? Niemals!
Meine erste Kreuzfahrt vor einigen Jahren hatte ich zusammen mit Freunden unternommen und dort hatte ich eine Innenkabine, weil es natürlich die günstigste Variante war. Diese Reise jedoch hätte ich in solch einer Kabine glaube ich nicht seelisch gesund überstanden. Mein Balkon und vor allem meine Hängematte hatte ich ganz für mich alleine und konnte so viel Zeit dort in Ruhe verbringen wie ich wollte. Die öffentlichen Bereiche wurden gerade an den Seetagen primär von den Leuten solcher Innenkabinen in Beschlag genommen, damit sie wenigstens etwas Tageslicht und schönes Wetter erleben konnten (was ich nur zu gut verstehen kann). Dementsprechend gab es dann auch regelmäßig die typischen Ermahnungen und Bitten der Crew die Liegen nicht den ganzen Tag durch Handtücher zu blockieren 😏
Bord Ausflüge
Ja, die Ausflüge, die man an Bord buchen kann sind größten Teils ziemlich überteuert. Wenn man 40-60 € für eine einfache Bus Rundfahrt löhnt, ist das natürlich eine Menge Geld. Die interssanteren, wie Bike Touren oder Bootsfahrten sind dann meistens nochmal eine ganze Stange teurer. Bezahlt wird hier nicht unbedingt die Qualität, sondern eher die Bequemlichkeit und fehlende Zeit selbst etwas zu organisieren. In manchen Häfen standen gerade mal 10 bis 12 Stunden zur Verfügung. Will man sich erstmal orientieren und etwas selbst organisieren scheitert es meistens schon an der Zeit. Außerdem waren viele Häfen etwas abseits des eigentlichen Reiseziels gelegen, sodass auch noch der Transfer organisiert werden musste. Bei Kreuzfahrten gehören diese Ausflüge einfach dazu, weil sie die sinnvollste und einfachste Variante sind die kurze Zeit zu nutzen.
Ich habe mir eine gute Mischung ausgesucht denke ich. Die Bike Ausflüge waren für mich die schönste Art, da man sich körperlich ein wenig betätigen kann und die Städte hautnah erleben kann. Gerade Bangkok mit dem Fahrrad war ein Erlebnis. In den moderneren und größeren Städten wie Kuala Lumpur oder Singapur bin ich dann lieber selbst auf Entdeckungstour gegangen, da die Infrastruktur das sehr einfach macht.
Kritiker des Kreuzfahrt Tourismuss kann ich verstehen
Zum Thema Kreuzfahrt Tourismus muss ich schon sagen, dass ich die Kritiker verstehen kann. Die Urlauber werden morgens in organisierten Touren von Bord und meistens ohne einen größeren Betrag an Geld auszugeben pünktlich zum Essen wieder zurück gebracht. Die Einheimischen haben hier natürlich nur sehr wenige Chancen von diesem Tourismus zu profitieren, mal abgesehen von den paar Busfahrern oder Tour Guides, die beschäftigt werden. Dennoch ist es eine schöne Möglichkeit, einen kurzen Eindruck verschiedener Länder und Kulturen zu erhalten und vielleicht später für einen längeren Urlaub zurück zu kommen.
Fazit
Es war eine tolle Reise, aber ich denke zu 75% den wirklich sehenswerten Reisezielen geschuldet. Das Schiff war vom Komfort und den Annehmlichkeiten her sehr schön, aber eine klassische Mittelmeer Kreuzfahrt werde ich wohl nie mitmachen. Die Reiseziele werden für mich immer an erster Stell stehen. Irgendwann werde ich diese Variante des Reisens vielleicht nochmal wählen, vor allem die nördlichen Routen, wie Spitzbergen, Island und Grönland reizen mich. Hier überwiegt wieder der Vorteil viele unterschiedliche Ziele besuchen zu können, die man sonst in einem Urlaub nur sehr schwer zu Gesicht bekommt. Mal sehen was die Zukunft so alles bringt, die nächsten Urlaube werden sicher keine Kreuzfahrt werden. Als nächstes geht es im Sommer wieder mit meinen Freunden auf Tour in eine Villa nach Andalusien und danach vielleicht mit dem Camper durch Norwegen, aber hier ist die Planung noch nicht weit fortgeschritten…
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